Achtsamkeit im Umgang mit Krebserkrankungen

Was ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit ist heute fast schon ein Schlagwort. Dabei bedeutet es eigentlich nur, sich Zeit zu nehmen, um innezuhalten, sich von seinen Gedanken zu lösen und dem Geist etwas Raum zu geben, langsamer zu werden. Professor Mark Williams, ehemaliger Direktor des Oxford Mindfulness Center in Großbritannien, meint dazu:


„Es fällt uns leicht, die Welt um uns herum nicht mehr wahrzunehmen. Und es ist auch leicht, den Kontakt zu den Gefühlen unseres Körpers zu verlieren und schließlich ‚in unserem Kopf‘ zu leben – gefangen in unseren Gedanken, ohne anzuhalten und zu bemerken, wie diese Gedanken unsere Emotionen und unser Verhalten steuern.”

Viele Menschen finden Achtsamkeit sehr hilfreich. Es handelt sich um eine einfache Art der Meditationspraxis, die dabei helfen kann, das Leben wieder in den Mittelpunkt zu stellen und Emotionen und Gedanken zu relativieren.

Wie kann ich „achtsamer“ sein?

Achtsamkeit lässt sich mit etwas Übung leicht erlernen und im täglichen Leben praktizieren, entweder allein zu Hause oder mit anderen. Achtsamkeit kann Sie dabei unterstützen, sich zu entspannen, Ihren Geist zur Ruhe zu bringen und Gedanken loszulassen, die Sie stressen oder unglücklich machen. Sie können eines der zahlreichen verfügbaren Meditations-Angebote ausprobieren oder an einem Meditations-, Tai-Chi- oder Yogakurs teilnehmen. Vielleicht finden Sie es am Anfang auch am besten, mit anderen Menschen und/oder mit einem Kursleiter zu üben, der sich mit Achtsamkeit auskennt.

 Wie kann Achtsamkeit mich bei der Einnahme meiner Medikamente unterstützen?1

Hilft Achtsamkeit auch Menschen mit langfristigen Gesundheitsproblemen? Es gibt einige Belege dafür, dass regelmäßiges Üben von Achtsamkeit vieles – auch in Folge – bewirken kann:

  • Achtsamkeit erleichtert, mit sich selbst und den eigenen Gefühlen umzugehen.
  • Das reduziert möglicherweise Stress und Depressionen.
  • Dadurch kann sich der Schlaf verbessern.
  • Dies unterstützt das Treffen besserer Entscheidungen.
  • Damit wird die Versuchung kleiner, schlechte Gewohnheiten anzunehmen.
  • Das fördert wiederum gute Gewohnheiten und letztlich die eigene Gesundheit.
Wie kann Achtsamkeit mir helfen, mit den täglichen Belastungen fertigzuwerden?2

Mittlerweile sind Millionen von Menschen davon überzeugt, dass sie mit Achtsamkeit Stress und Ängste abbauen und auch körperlich und geistig entspannen können. Wenn Sie einen Schritt von Ihren Gedanken zurücktreten und sich nur auf Ihre Atmung konzentrieren, kann ein Freiraum im Kopf entstehen. Er ermöglicht, dass die Gedanken sich verlangsamen und einfach kommen und gehen dürfen – ohne das Bedürfnis, auf sie einzuwirken.
Probieren Sie einmal die folgenden einfachen Techniken aus, die Ihnen in unseren Achtsamkeits-Podcasts zur Verfügung stehen – vielleicht helfen sie Ihnen beim Entspannen:

  • Die Kunst des Atmens: Lernen Sie, sich in stressigen oder schwierigen Situationen auf Ihre Atmung zu konzentrieren.
  • Körperscan: Erkennen Sie negative Gedanken und lassen Sie sie los, während Sie weiterhin auf die gegenwärtige Situation achten.
  • Progressive Entspannung: Identifizieren Sie Anspannung, Schmerz, ablenkende und wenig hilfreiche Gedanken und lernen Sie, diese loszulassen.
  • Geführte Visualisierung: Lassen Sie negative Gedanken ohne negative Beurteilung durch Ihren Geist ziehen und finden Sie einen ‚ruhigen Ort‘, an den Sie sich begeben können.
  • Ablenkungen: Lernen Sie, mit Ablenkungen umzugehen und Gedanken zu akzeptieren, wenn sie auftauchen.
  • Atmung und Reframing: Ersetzen Sie negative Gedanken mithilfe der sogenannten Reframing-Technik (Reframing: engl. für Umdeutung).

Viele Menschen finden das Erlernen von Achtsamkeit anfangs ziemlich schwierig. Tatsächlich erleben sie zunächst eine noch höhere Anspannung, denn es frustriert sie, dass sie ihre Gedanken nicht ‚kontrollieren‘ können.

Der Schlüssel dafür ist, einfach weiter zu üben und freundlich zu sich selbst zu sein. Es ist in Ordnung, wenn der Verstand umherwandert – so funktioniert er eben bei uns Menschen. Führen Sie Ihr Bewusstsein einfach wieder zu Ihrer Atmung und dem gegenwärtigen Moment zurück. Wahrnehmen, dass der Geist gewandert ist, und es selbst in aller Ruhe feststellen – das ist das Herzstück von Achtsamkeit. „Ach, sieh an“, könnten Sie zu sich selbst sagen, „eben habe ich daran gedacht, wie ich den Bus verpasst habe. Mal sehen, wohin meine Gedanken das nächste Mal wandern.“ Versuchen Sie, sich von Ideen wie „den Geist entleeren“ oder „die Gedanken kontrollieren“ freizumachen. Alles, was Sie tun müssen, ist, Ihre Gedanken wahrzunehmen – und sie dann loszulassen.

Wo kann ich mehr über Achtsamkeit erfahren?

Dazu gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten, hier ein paar Beispiele:

Ihr Gesundheitsteam:

Zunächst könnten Sie Ihr Gesundheitsteam um Unterstützung bitten, mehr über Achtsamkeit herauszufinden. Vielleicht können sie Ihnen Broschüren oder Bücher geben oder ausleihen. Möglicherweise ist auch jemand aus dem Team im Unterrichten von Achtsamkeit geschult, oder es finden Achtsamkeitskurse oder -Vorträge in Ihrem Krankenhaus statt.

Bibliotheken und Buchhandlungen:

Fragen Sie in Ihrer örtlichen Bibliothek oder Buchhandlung nach: Oft gibt es ganze Abteilungen zu Achtsamkeit. Sie können auch über Online-Buchhandlungen nach dem Thema Achtsamkeit suchen.

Online-Inhalte und mobile Anwendungen:

Zahlreiche Medienprodukte beschäftigen sich mit Achtsamkeit, von kurzen Online-Artikeln bis hin zu ganzen Websites und mobilen Anwendungen. Eine kurze Suche zeigt Ihnen viele Möglichkeiten auf.

Zusätzlich zu unseren Achtsamkeits-Podcasts können Sie sich weitere Achtsamkeitsübungen z.B. auf dfme-achtsamkeit.de ansehen, und auf eine Fülle von Achtsamkeitsressourcen zuzugreifen.